Peace, please

Fast täglich sind wir Situationen ausgesetzt, die Stress in uns auslösen können. Es gibt dabei drei ganz natürliche Arten, auf diesen Stress zu reagieren, die schon seit der Steinzeit fest in unserem Gehirn verankert sind. Wenn wir uns einer stressigen Situation ausgesetzt fühlen, handeln wir automatisch auf drei verschiedene Arten: Fight, Flight, Freeze (oder etwas unschöner auf Deutsch: Kämpfen, Fliehen, Erstarren). Jeder zieht dabei eine andere Strategie vor, die er unbewusst in bedrohlichen Situationen anwendet. Diese Reaktionen sind, seit es Menschen gibt, in dem Teil unseres Gehirns verortet, den man Amygdala nennt. Sie ist das Herzstück des Teil des Gehirns, der auch "Steinzeitgehirn" genannt wird. Dieser Name passt so gut, weil unser Gehirn zu großen Teilen noch genauso funktioniert wie vor tausenden von Jahren, als die Menschen wirklichen Bedrohungen ausgeliefert waren. Es war da natürlich sehr hilfreich, wenn sie in gefährlichen Situationen die Flucht ergriffen, gekämpft haben oder erstarrt sind - das konnte ihr Leben retten.

Das Problem ist jedoch, dass wir heute eher selten wirklich gefährlichen, lebensbedrohlichen Situationen gegenüberstehen, unser Gehirn jedoch automatisch in diese Stressreaktionen verfällt.

Frage dich vielleicht selbst einmal, wie Du in Stressreaktionen handelst. Ziehst Du dich eher zurück und meidest den Konflikt? Gehst auf Angriff und wirst vielleicht sogar laut? Oder erstarrst Du und hast das Gefühl, nicht handeln zu können?

Häufig werden wir in Stresssituationen so stark  von unseren Emotionen übermannt, dass wir einfach irgendwie reagieren, es bleibt keine Zeit, um nachzudenken. Dabei können wir lernen, bewusster mit diesen Situationen umzugehen und die Zeit zwischen Reiz (Ich fühle mich gestresst/ängstlich/verletzt) und Reaktion (Ich laufe weg/werde laut/erstarre) zu verlängern, sodass wir irgendwann bewusst wählen können, wie wir auf Stresssituationen reagieren. Das passiert nicht über Nacht und wird wahrscheinlich auch nicht immer klappen, aber die Male, die es funktioniert, werden sich richtig gut anfühlen.

Hier folgen nun ein paar Schritte, wie Du lernen kannst, bewusster mit deinen Stressreaktionen umzugehen:

Become Aware
Versuche zu Beginn, dir überhaupt über Situationen, die dich stressen und deine Reaktion darauf bewusst zu werden. Finde heraus, welche automatische Stressreaktion du häufig benutzt und wie es dir damit geht. Denke dabei an Situationen, die Du bereits erlebt hast,  und versuche, diese  zu durchdenken. Dabei lernst Du mit der Zeit, Stresssituationen bewusster wahrzunehmen und weißt auch über dich, wie du normalerweise reagierst. Du kannst dir dann überlegen, wie Du lieber reagieren möchtest und welche Reaktion vielleicht sogar hilfreich in der Situation gewesen wäre.

Have Compassion
Verurteile dich nicht dafür, dass Du dich gestresst/ängstlich/verletzt oder was auch immer fühlst. Viele dieser negativen Gefühle können hilfreich sein und es ist gut, dass sie zwischendurch da sind, um uns zu zeigen, dass etwas so nicht funktioniert oder wir in die falsche Richtung laufen. Das heißt, zusätzlich dazu, dass du dir über deine Stresssituation und auch die Reaktion darauf bewusst wirst, sei nachsichtig mit dir selber und deinen Emotionen. Es ist okay, dass sie da sind und sie können dir helfen, wenn du schaust, woher sie kommen.

Peace, Please
Dieser Punkt ist wahrscheinlich nicht ganz einfach, hat aber die langfristigste Wirkung. Wenn Du dich sowieso gerade schon mit deinen Stressreaktionen beschäftigst, schau einmal genauer hin, welche Situationen oder Menschen es sind, die dich immer wieder stressen oder andere negative Gefühle in dir auslösen. Du hast die Möglichkeit zu wählen. Wenn es eine ausweglose Situation ist (wobei das selten der Fall ist, auch wenn wir fest davon überzeugt sind), konzentriere dich darauf, besser mit der Situation umzugehen. Wenn es jedoch eine Möglichkeit gibt, die Situation zu verändern oder vielleicht sogar zu verlassen, dann tu das. Stress ist eine natürliche Reaktion und es ist gut, dass wir ihn empfinden können. Es sollte aber kein Dauerzustand sein und Gedanken wie "Mein Job ist nun mal stressig" oder "Meine Beziehung ist halt einfach kompliziert" sollten dich eigentlich wachrütteln, denn so sollte es nicht sein und Du hast die Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen.